Interview mit Matthias Langwasser über den Regenwald​

Vielleicht möchtest Du Dich zu Beginn erst einmal kurz vorstellen

Ich bin Matthias Langwasser und habe ungefähr 2002 begonnen, meine verschiedenen Herzenstätigkeiten über die Webseite regenbogenkreis.de in die Öffentlichkeit zu bringen: Das vegane Kochen für Seminargruppen, mein Kochbuch, Ernährungsberatung, mediale Lebensberatung, die Lebensvision Seminare, und den Vertrieb von Regenwaldkräutern, um einen aktiven Beitrag zum Schutz der Regenwälder zu leisten. Das erste Produkt in meinem Shop war mein veganes Kochbuch. Davor habe ich viele Jahre in der Natur gelebt und war für das Permakulturprojekt eines ökologischen Gemeinschaft zuständig.

Worum geht es dir bei Regenbogenkreis?

Wir vertreiben besondere vegane Bioprodukte, RohkostprodukteSuperfoodsRegenwaldkräuterBücher und DVDs. Der Schwerpunkt liegt auf Produkten zur Entschlackung und inneren Reinigung unseres Körpers. Wir verwenden einen Teil unserer Erlöse für Regenwaldschutz in Guatemala und es ist unser Herzensanliegen, das Bewusstsein für vegane Ernährung und ein heilsames Umgehen mit unserer Mutter Erde zu verbreiten.

Warum setzt du Dich ausgerechnet für den Regenwald ein? Was macht den Regenwald so wichtig?

Der Regenwald ist eine der letzten Regionen unserer Erde, die zumindest in Teilen noch vollkommen unberührt von unserer modernen Zivilisation ist. Die Lebensenergie und die Pflanzen dort sind noch weitgehend unbeeinträchtigt von Umweltgiften. Das ist inzwischen leider fast einmalig auf diesem Planeten – und gerade deshalb ist es so wichtig, diese Inseln der Unberührtheit für nachfolgende Generationen zu bewahren. Die Regenwälder besonders am Amazonas in Südamerika besitzen einen unglaublichen Artenreichtum. Außerdem erfüllt der Regenwald als „grüne Lunge“ unseres Planeten überlebensnotwendige Aufgaben für Atmosphäre und Klima.

Wie sieht Deine ganz persönliche Beziehung zum Regenwald aus?

Durch meine Zeit, in der ich nur mit und von dem lebte, was unsere Erde mir schenkte, habe ich eine sehr starke Beziehung zur Natur aufgebaut. Ich sehe es als meine Lebensaufgabe an, diese Natur zu schützen und mein Wissen und meine Erfahrungen mit anderen zu teilen. Deshalb habe ich da angefangen, wo die Bedrohung am stärksten ist – beim südamerikanischen Regenwald. Außerdem liebe ich Bäume sehr.

Was unternimmt Regenbogenkreis konkret, um den Regenwald zu schützen?

Wir haben eine Kooperation mit der Tropenwaldstiftung Oroverde. Für eine große Zahl unserer Produkte werden jeweils 10 m2 Regenwald in Guatemala pro verkauftem Produkt gekauft. Auf diese Weise konnten wir bereits über 380.000 m2 Regenwald langfristig schützen.

380.000 m2 klingt einerseits nach ganz schön viel, aber andererseits kann man sich darunter nur schlecht etwas vorstellen. Wie viel ist das?

380.000 m2 ist ungefähr so viel wie 53 Fußballfelder, oder auch etwas weniger als die Bodenseeinsel Mainau (≈ 450000 m2). Wir hoffen aber natürlich, dass es noch sehr viel mehr werden wird!

Was kann jeder Einzelne tun, um zum Erhalt des Regenwaldes beizutragen?

An erster Stelle steht hier der Umstieg auf eine vegane Lebensweise. Etwa 90 % der Abholzung in den Tropen steht direkt oder indirekt im Zusammenhang mit dem Konsum von tierischen Produkten wie Milch oder Fleisch, denn die gerodeten Flächen werden als Weiden oder Anbaufläche für Futtermittel genutzt. Außerdem kann man mit bewusstem Konsum bei Holz und Papier etwas zum Schutz der Regenwälder beitragen. Der Verzicht auf Tropenholz und die ausschließliche Benutzung von Recyclingpapier helfen, weiteren Kahlschlag einzudämmen. Darüber hinaus kann man natürlich auch Organisationen unterstützen, die sich für den Regenwaldschutz einsetzen, wie die Tropenwaldstiftung Oroverde oder regenwald.org.

Du hast bereits von den verschiedenen Pflanzen im Regenwald gesprochen. Möchtest Du uns hierzu noch etwas mehr erzählen?​

Von allen Pflanzen kann ich hier kaum sprechen, da die Artenvielfalt im Regenwald so überwältigend ist. Es gibt eine ganze Reihe an herausragenden Heilkräutern und Heilpflanzen, die sich im Regenwald finden lassen und von denen ich hier einige wenige kurz herausgreifen möchte. Es gibt beispielsweise einen Baum im Regenwald, dessen Baumsaft die Farbe und auch ein wenig die Konsistenz wie Blut hat. Dieser Baumsaft, bekannt als Sangre de Drago oder zu Deutsch Drachenblut, kann wie ein flüssiges Pflaster benutzt werden. Er trocknet schnell und bildet dann eine schützende Schicht. Außerdem wurde nachgewiesen, dass dieser Baumsaft antibakterielle und entzündungshemmende Wirkstoffe enthält.

Auch spannend ist der Jatoba-Baum. Ein Tee aus der Innenrinde dieses Baumes wirkt sehr belebend und ist ein toller Energiespender, obwohl er keine aufputschenden Substanzen wie Koffein enthält. Außerdem versorgt er den Körper mit wichtigen Mineralstoffen und wird traditionell als Heilmittel verwendet.

Als drittes Beispiel möchte ich Camu Camu anführen, eine Frucht aus dem peruanischen Regenwald, die den höchsten bisher bekannten Vitamin-C-Gehalt besitzt und gleichzeitig stimmungsaufhellend und sanft energetisierend wirkt.

Muss man bei Produkten aus dem Regenwald nicht Angst haben, dass damit der Regenwald erst recht in das Zentrum wirtschaftlicher Interessen rückt?​

Alle Produkte, die wir bei Regenbogenkreis anbieten, stammen aus nachhaltigen Quellen. Das gilt insbesondere auch für unsere Regenwaldprodukte aus Wildsammlung. Bei einer schonenden Nutzung durch die Einheimischen ist die wirtschaftliche Nutzung in einem gewissen Rahmen keine Bedrohung für den Regenwald, sondern trägt vielmehr zum Schutz des Regenwaldes bei. Durch den Verkauf dieser Produkte erhalten die Einheimischen langfristig ein gesichertes Auskommen, welches aber von einem intakten Regenwald abhängig ist. Wenn die Bewohner des Waldes keine Möglichkeit haben, ihre Heilkräuter und Früchte zu verkaufen, werden sie wahrscheinlich irgendwann den Wald an Holz- oder ölfirmen und Rinderbarone verkaufen. Wir wissen, dass auch der wirtschaftliche Wert der Heilpflanzen aus dem Regenwald viel höher ist als die Nutzung durch Zerstörung.

Im Grunde ist es nichts anderes, als würde man beginnen, Brombeeren aus unseren heimischen Wäldern behutsam zu ernten und zu verkaufen. So lange man den Tieren des Waldes genug übrig lässt und nie mehr erntet, als von selbst nachwachsen kann, ist eine solche Nutzung des Waldes ein gutes Beispiel dafür, wie wir in Gemeinschaft mit der Natur leben können, ohne sie zu zerstören.

Regenwaldprodukte sind also absolut nachhaltig?

Ja, solange sie aus nachhaltiger Quelle stammen und streng kontrolliert werden. Zum Beispiel könnten wir die Rinde des Lapacho Baums extrem günstig bekommen, weil diese sehr oft aus gefällten Bäumen hergestellt wird. Unser Lapacho stammt von Bäumen, von denen immer nur schonend Teile der Rinde entfernt werden, so dass der Baum nicht beeinträchtigt wird und weiter wachsen kann. Dafür zahlen wir dann auch ein Vielfaches im Vergleich zur nicht nachhaltigen Billigware.

Vielen Dank für das Gespräch! 

Das Interview mit Matthias hat Robin vom Regenbogenkreis Team geführt.

Die anderen Teile der Regenwaldserie findest Du hier:

Teil 1

Teil 3

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